INFEKTIONSKRANKHEITEN des Hundes

 

Anaplasmose

Die Anaplasmose ist eine Erkrankung des Hundes, die in vielerlei Hinsicht Ähnlichkeiten mit der Borreliose hat. Der Erreger, Anaplasma phagocytophilum, ist ein Bakterium aus der Ordnung der Rickettsien und eng verwandt mit dem Erreger der Ehrlichiose. Da er bestimmte weiße Blutkörperchen, speziell neutrophile Granulozyten, befällt und sich in ihnen vermehrt, wird die Anaplasmose auch als granulozytäre Ehrlichiose bezeichnet.

Übertragen wird der Erreger durch den Holzbock, Ixodes ricinus, und die braune Hundezecke, Rhipicephalus sanguineus. In bestimmten Regionen Süddeutschlands sind rund vier Prozent der Ixodes befallen. Die Verbreitung der Anaplasmose folgt der der Überträgerzecke und kommt überall da vor, wo auch die Borreliose beobachtet wird. Die Angaben, ab welchem Zeitpunkt nach dem Stich der Zecke der Erreger ins Blut gelangt, sind unterschiedlich: Während C.GROTHUS von einer unmittelbaren Übertragung ausgeht, scheinen nach Beobachtungen anderer Autoren 24 bis 48 Stunden nötig zu sein (KATAVALOS et al. 1998, DES VIGNES et al. 2001). Die Inkubationszeit ist mit ein bis zwei Wochen wesentlich kürzer als bei der Borreliose.

Die genaue Pathogenese ist noch nicht geklärt. Es scheint erregerbedingt zu Veränderungen an bestimmten Immunbotenstoffen, den Zytokininen, zu kommen, die für Entzündungsreaktionen, Myelosuppression und einer Abnahme der Thrombozyten im Blut (Thrombozytopenie) verantwortlich sind.

Symptome einer akuten Erkrankung sind meist unspezifisch. Es kommt zu Fieber, Lethargie und Inappetenz. Bei etwa der Hälfte der erkrankten Hunde werden Bewegungsunlust, steifer Gang, Schwäche und Lahmheit festgestellt. Eher selten kommt es zu Erbrechen, Durchfall, respiratorischen und neurologischen Symptomen und einer Vergrößerung von Lymphknoten, Milz und Leber. Bei einer chronischen Erkrankung sieht man rezidivierende Lahmheiten und Lymphknotenschwellung.

Die Diagnosestellung ist nicht einfach. Bis zu 9 Tage nach der Ansteckung (zu diesem Zeitpunkt zeigen die Hunde aber noch keine Symptome!) kann man im Blutausstrich sog. Morula in den betroffenen Blutzellen sehen. Das sind Zusammenballungen der Anaplasmen. Mit einer speziellen Methode, der PCR (Polymerase-Kettenreaktion) kann zu einem späteren Zeitpunkt die DNS des Erregers in Milz oder Knochenmark nachgewiesen werden. Das Vorhandensein von Antikörpern allein ist kein Beweis für eine Anaplasmose, da sehr viele Hunde diese im Blut haben, ohne erkrankt zu sein.

Die Therapie besteht in der Gabe bestimmter Antibiotika, wobei es meist innerhalb von ein bis zwei Tagen zu einer deutlichen Besserung der Symptome kommt. Ein vollständiges Abklingen der Beschwerden dauert mitunter aber Wochen.

Die Prophylaxe gegen eine Infektion mit Anaplasmose besteht in der Verhinderung eines Zeckenbefalls, eine Impfung dagegen gibt es nicht.

Dr.med.vet.Daniela Kerscher, 2008.

Literatur:

GÖTZ, H.-J., 2006: Zwischen Panikmache und Prävention.

GROTHUS, C.: Ehrlichiose, Anaplasmose. Eine Informationsbroschüre für Hundehalter.

JENSEN, J., NOLTE, I., 2007: Bedeutung von durch Blut saugenden Vektoren übertragenen Erregern bei Gelenkserkrankungen des Hundes.

NAUKE, T., 2007: Vektor-übertragene Erkrankungen - Borreliose, Babesiose und Co.

NELSON,R.W. et al., 2003: Infektionskrankheiten, Systemische Rickettsiosen.

SYNLAB.VET, 2008: Anaplasmose. Erreger und Pathogenese.

 

 

 

Babesiose

Die Babesiose ist eine Infektionskrankheit, die von Protozoen, den Babesien, verursacht wird. Es gibt zahlreiche Babesienarten, die meist nur für Tiere (Pferde, Rinder, Schafe, Schweine, Hunde, Katzen, Nager, Vögel…), nicht so häufig für den Menschen pathogen sind.

Babesien befallen die Erythrozyten, leben in ihnen und können sie zerstören. Die ersten Symptome sind Schwäche, rasche Ermüdbarkeit, Apathie und eventuell Blutharnen. Dann kommt es zur Anämie und in dessen Folge zu hohem Fieber und Ikterus (Gelbsucht). Die Symptome sind denen der menschlichen Malaria sehr ähnlich, weshalb die Krankheit beim Hund auch “Hundemalaria” genannt wird, obwohl sowohl Überträger, als auch Erreger unterschiedlich sind.

War man früher der Meinung, dass die Babesiose unbehandelt für Hunde in der Regel innerhalb kurzer Zeit tödlich endet, schätzt man heute die Lage nicht mehr so dramatisch ein. Die Bandbreite der Babesiosen reicht von schweren Erkrankungen bis zu latent im Hund vorhandenen Infektionen, die über Jahre klinisch unauffällig sind. Hier kann die Erkrankung aber ausbrechen, wenn das Immunsystem zusätzlich durch andere Faktoren geschwächt wird. Bei frühzeitiger Diagnose ist die Babesiose gut behandelbar (das erforderliche Medikament ist allerdings in der BRD nicht zugelassen und muss über eine internationale Apotheke bezogen werden).

Übertragen wird Babesia canis von der Auwaldzecke, Dermacentor reticulatus, erkennbar an der beige-braunen Musterung am Rücken. Das Rückenschild bedeckt beim Männchen den ganzen Rücken, beim Weibchen nur das vordere Körperdrittel. Das Bild zeigt ein männliches Exemplar. Diese Zecke ist besonders im Mai sehr aktiv. Die Protozoen gehen frühestens 24 Stunden nach dem Zeckenstich auf den Hund über. Eine infizierte Auwaldzecke überträgt die Babesien auch auf ihre Nachkommen, das heißt ein Teil ihrer bis zu 5000 Eier beinhalten den Erreger! Hierdurch erfolgt eine schnelle Ausbreitung. Laut einer Studie, die Anfang 2008 veröffentlicht wurde, ist diese Zeckenart in Bayern und den meisten Teilen Baden-Württembergs von geringer Bedeutung. Eine Ausnahme bildet die Oberrheinische Tiefebene zwischen Basel und Karlsruhe. Klar endemisches Gebiet ist außerdem das Saarland. Diese Gebiete haben enge geographische Beziehung zu den Teilen Frankreichs, die seit Jahrzehnten endemisches Babesiosegebiet sind. Desweiteren ist die Auwaldzecke häufig in Rheinland-Pfalz, der Berlin-Brandenburg- Region sowie in bestimmten Teilen in der Region Dresden-Leipzig.

In Deutschland ist noch kein Impfstoff gegen die Babesiose zugelassen, in den Benelux-Ländern, Frankreich und der Schweiz gibt es ihn schon viele Jahre. Einziger Schutz ist hierzulande also der Schutz des Hundes vor Zecken.

Dr.med.vet.Daniela Kerscher, 2008

 

Literatur:
PFISTER, K., 2008: Babesiose beim Hund, Massive Bedrohung oder öffentlichkeitswirksames Horrorszenario? (Interview durchgeführt von der Agentur IntraMedic GmbH)

INFO-BLATT des bpt, 2008: Babesiose in 2008 wieder aktuell



Leishmaniose

Die Tropenkrankheit Leishmaniose ist in Europa immer mehr auf dem Vormarsch und gehört in der BRD zu den am häufigsten importierten Krankheiten des Hundes. Die Erreger, die Leishmanien, sind begeißelte Protozoen, die bei Hunden, Menschen und anderen Säugern Erkrankungen der Haut, der Schleimhäute und der Organe hervorrufen, die unbehandelt beim Hund oft tödlich verlaufen. Im mediterranen Europa kommt aktuell nur Leishmania infantum, der Erreger der visceralen Leishmaniose (Organ-Leishmaniose) in regional unterschiedlichen Subspezies (allein in Europa sind 10 bekannt) vor. Zur Entwicklung gehört ein Wirtswechsel zwischen Insekt und Warmblütler.

Übertragen werden die Protozoen nur von den weiblichen Sand- oder Schmetterlingsmücken (Phlebotomus perniciosus). Diese Mücke ist bis zu drei Millimeter groß und stark behaart. Sie ist nachtaktiv (eine Stunde nach Sonnenuntergang bis eine Stunde vor Sonnenaufgang) und summt nicht! Sie fliegt nicht bei starkem Wind (das kann sie aufgrund ihrer Winzigkeit nicht) und fehlt an der Küste. Angelockt wird sie von gelborangen Licht, wie es von den (alten) Glühbirnen erzeugt wird. Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich über alle Länder rund um das Mittelmeer, Lateinamerika aber auch einige Regionen in der Schweiz und Süddeutschland (westliches Baden-Württemberg) sind betroffen. Im Jahr 2005 lag die Infektionsrate bei Hunden beispielsweise in Nordspanien und Italien bis 10%, in Südfrankreich bis 20%, in Südgriechenland 25% in Andalusien bei 42% und auf Sizilien bis 80%. Je nach Wetterlage ist sie von April/Mai bis September/Oktober aktiv.

Die Mücke nimmt den Erreger beim Saugakt  (als Erregerreservoir gelten Hund, Nager und Mensch) auf. Innerhalb von 4 - 25 Tagen entwickelt sich in ihr das infektiöse Stadium der Leishmanien. Sticht sie nun ein Säugetier erfolgt die Übertragung praktisch sofort. Die Leishmanien dringen in zirkulierende Makrophagen ein - was durch eine Substanz im Insektenspeichel er-leichter wird - entwickeln sich dort weiter und vermehren sich. Schließlich zerplatzen die  Zellen und neue werden infiziert. Durch die intrazellulären Parasiten kommt es zu einer extremen Immunantwort im Wirt, durch die es zu einer Entzündung in den Nieren (Glomerulonephritis) und/oder den Gelenken kommen kann.

Hunde sind sehr empfänglich für die Leishmaniose, wesentlich mehr als der Mensch. Die Inkubationszeit beträgt drei Monate bis zu 8 Jahren. Bei Stress oder Schwächung des Immunsystems kommt die Krankheit zum Ausbruch. Hunde erkranken im Allgemeinen an der visceralen Form, die Hautsymptome entstehen nach einigen Autoren sekundär. Die klinischen Erscheinungen hängen sehr von der Lokalisation der Parasiten und des Immunstatus des Hundes ab. Sie können stark variieren, zuweilen fehlen charakteristische Symptome ganz. Meist fällt Gewichtsverlust bei normalem oder gesteigertem Appetit auf, es kommt zu Erbrechen und Durchfall, Polyurie, Muskelschwund, respiratorische Symptome, Nasenbluten und Mattigkeit. Das Fell wird schütter. Hochverdächtig ist eine nicht juckende Dermatitis um die Augen (Brillenbildung), auf dem Nasenrücken und den Ohrrändern, die mit Schuppenbildung und kleieartigen Belägen einhergeht. Die Krallen werden überlang, deformiert und brüchig. Es kommt zur Lymphknoten- und Milzvergrößerung, Ikterus, geschwollenen und schmerzhaften Gelenken sowie zu Entzündungen am Auge (Blepharitis, Uveitis, Conjunctivitis).

Die Diagnose ist oft nicht einfach zu stellen. Der Nachweis von Antikörpern gelingt frühestens nach drei Wochen nach Infektion, ein hoher Titer ist meist erst nach Monaten erreicht (aber noch vor dem Ausbruch der Krankheit). Die Antigene der einzelnen Subspezies lassen sich nicht immer mit den gleichen serologischen Methoden nachweisen. Die Veränderungen im Blutbild sind nicht beweisend. Die endgültige Diagnose wird oft erst durch einen direkten Erregernachweis aus Feinnadel-aspiraten von Lymphknoten oder Knochenmark oder aus Abklatschpräparaten von nässenden Hautläsionen gestellt.

Die Therapie der Leishmaniose des Hundes ist wesentlich schwieriger als beim Menschen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, bei keiner wurde aber bisher eine Eliminierung des Erregers erreicht. Die Prognose ist vorsichtig zu stellen. Ein Verschwinden der klinischen Symptome ist möglich, aber meist muss mit Rückfällen gerechnet werden. 

Es gibt seit kurzem eine Impfung gegen die Leishmaniose, die aber relativ starke Nebenwirkungen haben kann. Die wichtigste Prophylaxe, wenn man seinen Hund in gefährdete Gebiete verbringen muss, ist es, dass die Sandmücken am Stechen gehindert werden. Beim Tierarzt sind geeignete spot-on-Präparate oder ein Protector-Halsband mit einem repellierenden Wirkstoff, die eine gute Schutzwirkung besitzen, erhältlich. Vor Ort sollte der Hund in Zeiten, in denen die Mücken fliegen (siehe oben) möglichst nicht ins Freie gelassen werden. Auch ein Gazegitter am Fenster (mit einer Maschenweite < 4mm) ist günstig. Da sich die Mücken tagsüber in bodennahen Schattenplätzen (Mauselöcher, Mauernischen) verstecken, sollten man den Hund von diesen fernhalten. 

Wer einen Hund aus einem gefährdeten Land mit nach Hause nimmt, oder über eine Tierschutzorganisation vermittelt bekommt, sollte einen zweimaligen Bluttest auf Leishmaniose machen lassen, damit bei positivem Befund eine Therapie einge-leitet werden kann.

Dr.med.vet. Daniela Kerscher, 2008, überarbeitet 2023

Literatur:                                                                                                                                                                        BEELITZ, Pamela, 2005: Reisekrankheiten beim Hund.                                                                                                       CHMIELORZ, Keike, 2005: Gefährliche Urlaubssouveniers.                                                                                                   GUETTA, Franck et al., 2002: Diagnostik und Verlaufskontrolle der caninen Leishmaniose.                                                     LUCKSCHANDER, Nicole, 2007: Polyarthritis und Leishmaniose.                                                                                           SYNLAB Labordienstleistungen, 2008: Leishmaniose.


 

Staupe

Die Staupe ist weltweit die bedeutendste Viruserkrankung der Caniden (Hundeartigen). Sie ist hochansteckend. Bis ca. 1960, also bevor ein Staupeimpfstoff zur Verfügung stand, war sie die verlustreichste Infektionskrankheit des Hundes. Bis in die heutige Zeit kommt es bei ungenügendem Immunisierungsgrad einer Population immer wieder zu Epidemien, denen ein großer Teil der ungeschützten Tiere zum Opfer fällt. In den Jahren 1994/1995 starben hunderte Hunde in Finnland an Staupe. Erst als wieder ca. 70 Prozent der finnischen Hunde einen Impfschutz aufwiesen, konnte die Epidemie gestoppt werden. In einigen Gegenden Deutschlands (Bayern, Mecklenburg-Vorpommern) wurden seit Beginn 2008 zahlreiche verendete Füchse gefunden, bei denen der Staupeerreger als Todesursache nachgewiesen wurde.

Bekannt ist das Krankheitsbild in Europa wahrscheinlich bereits seit Mitte des 18.Jahrhunderts, eine genaue Beschreibung der Symptome und des Verlaufs stammt aus dem Jahr 1809. Im Jahre 1905 konnte der französische Wissenschaftler H. Carré den Erreger nachweisen, ein Morbillivirus (Paramyxovirus), das eng mit den Erregern der Rinderpest und der Masern verwandt ist. Das Virus ist hitzelabil, aber resistent gegenüber Kälte und Trockenheit. Tiefgefroren überlebt das Virus jahrelang.

Das Infektionsspektrum umfasst alle Caniden (Hundeartigen), Musteliden (Marderartigen) Procyoniden (Wickelbären, Waschbären, Pandas) und Robben. Eine sehr hohe Empfänglichkeit besitzt der Kleine Panda (Ailurus fulgens), bei dem selbst für den Hund und das Frettchen avirulente Stämme zur tödlichen Erkrankung führen. Hyänen und Bären scheinen resistent zu sein, Feliden (Katzenartige) scheinen inapparente (symptomlose) Infektionen durchzumachen.

Infizieren können sich Hunde jeden Alters, besonders gefährdet sind aber junge Hunde zwischen drei und sechs Monaten, ungeimpfte oder immunsuppressive Hunde. Die Übertragung erfolgt oral oder aerogen, als Tröpfcheninfektion, mit Augen-, Nasensekret und Speichel, über infiziertes Futter, Gegenstände (Schuhe, Kleidung). Auch eine intrauterine Übertragung ist möglich. Infizierte Hunde scheiden das Virus über alle Sekrete und Exkrete wochenlang aus, beginnend etwa fünf Tage nach der Ansteckung über Nasensekret und Speichel.

Die Inkubationszeit beträgt drei bis sieben Tage.

Der Krankheitsverlauf kann, abhängig von der Virulenz des Erregers und dem Immunstatus des Hundes, akut, subakut oder chronisch sein, wobei die Formen häufig ineinander übergehen. Akute Formen sind am häufigsten. Zu Beginn der Krankheit kommt es zu einem biphasischen Temperaturanstieg, wobei das Fieber bis auf 41°C ansteigen kann. Dementsprechend sind die Tiere appetitlos, sie leiden an Erbrechen, Durchfall, serösem Augen- und Nasenausfluss. Es folgt die Virusvermehrung in den Tonsillen (Rachenmandeln). Die Körpertemperatur sinkt nun wieder auf Normalwerte. Bei guter Immunantwort wird das Virus innerhalb 14 Tage erfolgreich bekämpft (subklinischer Verlauf). Bei suboptimalem Immunstatus erfolgt eine klinische Manifestation der Staupe. Die nun auftretenden Symptome variieren, je nachdem, welche Organe betroffen sind und ob es zu Sekundärinfektionen kommt. Diese werden dadurch begünstig, dass das Virus selbst eine Immunsuppression bewirkt. Man unterscheidet katharrhalische (Bindehautentzündung, Entzündung der verschiedenen Augenabschnitte, Schnupfen, Mandelentzündung, Bronchitis, Lungenentzündung, Durchfall), gastrointestinale (Erbrechen, völlige Nahrungsverweigerung, Durst, starker schleimig-blutiger Durchfall, Austrocknung), kutane (kleine, flüssigkeitsgefüllte Bläschen an unbehaarten Hautstellen wie Ohrinnenfläche, Achseln, Unterbauch Innenschenkel) und nervöse Staupe. Die nervöse Form prägt sich spät - in der vierten Krankheitswoche oder nach scheinbarer Genesung - aus. Der Appetit ist hierbei häufig sehr gut. Die Symptome sind sehr vielfältig: Beißsucht, Speicheln, Muskelkrämpfe mit Zuckungen, Krämpfe der Kaumuskulatur, Schiefhals, Lähmungen der Hinterbeine (die in ungünstigen Fällen nach vorne fortschreiten und zu Atemlähmung und somit zum Tod führen), Beeinträchtigung der Sinne (z. B. Erblindung). Sowohl in der grauen, als auch in der weißen Substanz ruft das Virus Veränderungen im Gehirn hervor, die denen bei der Multiplen Sklerose des Menschen gleichen. Nach Genesung kann eine Epilepsie zurückbleiben. Außerdem sind die Staupeviren eingeschränkt fähig, jahrelang in Neuronen zu persistieren, ohne dass das Immunsystem sie erkennt. Es kann so immer wieder zu Rückfällen kommen.

Eine besondere Form der Staupe ist die Hartballenkrankheit, Hard pad Disease. Hier ist der Verlauf bösartiger und schneller als bei den anderen Formen. Nervöse Erscheinungen treten meist schon früh auf, die Temperaturkurve ist eingipflig und die Magen-Darm-Symptome überwiegen. Typisch ist eine starke Verhornung des Nasenspiegels und der Pfotenballen, eine sogenannte Hyperkeratose.

Werden Hunde vor dem Zahnwechsel mit Staupe infiziert, kommt es zu einer Schmelzhypoplasie der bleibenden Zähne, dem sogenannten Staupegebiss. Die Prognose ist bei der nervösen Form ungünstig, bei den anderen Formen je nach Immunstatus zumindest zweifelhaft.

Eine Therapie der Staupe ist nicht möglich. Behandelt wird symptomatisch.

Als Prophylaxe stehen verschiedene, sehr gut verträgliche Impfstoffe zur Verfügung. Die Impfung gegen Staupe gehört zu den Core-Impfungen, den Impfungen also, die von der Ständigen Impfkommission als ‘Pflichtimpfungen’ empfohlen werden. Wichtig sind neben einer korrekt durchgeführten Grundimmunisierung Wiederholungsimpfungen in der Regel im Abstand von ein bis drei Jahren je nach Impfstoff und Gefährdung.

Dr.med.vet.Daniela Kerscher, 2008.

Literatur:
BREMERMANN, N., 2004: Besonderheiten der chronischen Form der nervösen Staupe.

EIGENER, W., 1979: Enzyklopädie der Tiere.

HORZINEK, M. C. TRUYEN, U., 2007: Neue Impfempfehlungen, Notwendigkeit und individuelle Konzepte.