Ganzheitliche Tiermedizin

Als ich als niedergelassene Tierärztin zu praktizieren begann, war der Begriff  'Ganzheitliche (Tier)Medizin' den meisten Menschen völlig neu und ich musste sehr oft erklären, was darunter zu verstehen ist. Mittlerweile begegnet uns der Begriff ständig, er ist modern geworden, aber mir scheint, dass dennoch nicht viel mehr Menschen als damals wissen, was er bedeutet – leider häufig nicht einmal die Menschen, die für sich in Anspruch nehmen, ganzheitlich zu arbeiten. Deshalb möchte ich ihn hier kurz definieren.

Der häufigste Irrtum ist, dass Ganzheitliche (Tier)Medizin a)ein Synonym für Begriffe wie beispielsweise sanfte Medizin, Homöopathie oder Naturheilkunde und b)das Gegenteil von Schulmedizin ist. Als ganzheitlich arbeitende Tierärztin greife ich auf die bewährten Diagnose- und Therapiemöglichkeiten sowohl der Schulmedizin, als auch der Regulationsmedizin zurück, wobei ich natürlich, wo immer es möglich ist, eine Therapie, die die Selbstheilungskräfte des Tieres stimuliert, vorziehe. Unabdingbar ist dabei aber zu hinterfragen, was die eigentliche Ursache des Missbefindens oder der Erkrankung ist. Das ist für einen Tierarzt oft nicht ganz einfach und bedarf immer eingehender Gespräche mit dem Tierbesitzer, doch wenn der Auslöser der Erkrankung im Dunklen liegt, werden die Symptome bekämpft und nicht die Erkrankung.

Die Ganzheitliche Tiermedizin sieht das einzelne Tier als Individuum in seiner Umwelt, die Einfluss auf es nimmt. Nicht die Krankheit an sich steht im Vordergrund, sondern Individuum, Umfeld und Krankheit werden als Ganzes gesehen. Darauf wird die Behandlung individuell abgestimmt. Und erfolgreiche Behandlung kann schon mal bedeuten, lediglich ein Detail in den Lebensbedingungen des Tieres zu verändern.